Das neue Google Ads Interface ist seit Ende 2017 für Werbetreibende zugänglich. Nichtsdestotrotz bietet Google bis heute, insbesondere in älteren Google Ads Projekten, noch die Nutzung des alten Google AdWords Interface, wenn auch unter funktionalen Einschränkungen, an. Innerhalb dieses Beitrags soll nun eine Funktion unter die Lupe genommen werden, die nur über das neue Google Ads Interface genutzt werden kann.
Abb. 1: Button zum Wechsel aus dem neuen Google Ads Interface in die vorherige Version
Neben exklusiven Kampagnenformaten, wie intelligenten Shopping- oder Displaykampagnen, neuen Anzeigenformaten und Einstellungsmöglichkeiten wartet das neue Interface inzwischen auch exklusiv mit dem Empfehlungen-Tab auf. Google sieht in den Empfehlungen den Zusatznutzen, Google Ads noch effizienter zu steuern und die Performance zu optimieren. Die Dimensionen der Empfehlungen, deren Sinnhaftigkeit und der letztendlich resultierende Nutzen für den Google-Ads-Werbetreibenden werden im Folgenden genauer unter die Lupe genommen.
Exklusive Funktion im neuen Google Ads Interface
Für diejenigen, die noch vorzugsweise im alten Interface arbeiten, sind die Empfehlungen nur durch einen Klick in das neue Interface einzusehen und umsetzbar. Parallelen hierzu kennt man bereits von den intelligenten Shoppingkampagnen und deren fehlender Unterstützung für das ältere Google AdWords Interface.
Abb. 2: Darstellung der Empfehlungen im alten Google AdWords Interface
Wenn auch bis dato nur in einer als Beta-Version gekennzeichneten Funktion, gibt Google im oberen Teil der Empfehlungen-Seite über den sogenannten “Optimierungsfaktor” Aufschluss über das bestehende Verbesserungspotential innerhalb eines Google Ads-Projektes. Wie in Abbildung 3 dargestellt, werden neben dem Optimierungsfaktor auch die individuell resultierenden Potentiale der einzelnen Empfehlungen dargestellt. Dies ist eine sinnvolle Hilfestellung für Anwender von Google Ads, da hierdurch die Priorisierung bei der Aufgabenplanung erleichtert wird. Im dargestellten Beispiel in Abbildung 3 liegt das größte Optimierungspotential in den Anzeigen und Erweiterungen, während der Optimierungsfaktor insgesamt bei 79,9 Prozent liegt. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass noch 20 Prozent Optimierungspotential laut Google gegeben sind.
Abb. 3: Darstellung des Optimierungsfaktors (BETA) sowie deren Kategorien innerhalb von Google Ads
Obwohl es sich hierbei um Empfehlungen handelt, die von Algorithmen hergeleitet werden, ist insbesondere für risikoscheue Werbetreibende positiv anzumerken, dass unterhalb der Empfehlung in kursiver Schrift stets eine Erklärung für das Erscheinen dieser Empfehlung gegeben wird.
Abb. 4: Darstellung einer Empfehlung mit Erklärungshinweis
Dimensionen der Empfehlungen innerhalb von Google Ads
Die Unterteilung der Optimierungsvorschläge innerhalb der Empfehlungen nimmt Google anhand der Kategorien “Fehlerbehebung”, “Gebote & Budgets”, “Keyword und Ausrichtung” und “Anzeigen & Erweiterungen” vor. Damit sind die klassischen Google Ads Dimensionen mit Kampagnen, Anzeigengruppen, Keywords, Anzeigen und Erweiterungen abgedeckt. Darüber hinaus bietet Google noch Handlungsempfehlungen für die Anpassung von Gebotsstrategien oder auch Remarketing-Zielgruppen. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die einzelnen Kategorien.
Empfehlungen nach Kategorie
Fehlerbehebungen
Abb. 5: Empfehlungen – Fehlerbehebung am Beispiel von fehlenden Keywords
In diesem Abschnitt werden ausschließlich Fehler dargestellt, die eine Ausspielung der Anzeige gänzlich verhindern. Gängige Beispiele hierfür sind Anzeigengruppen die keine Ausrichtung wie Zielgruppen, Keywords oder keine Anzeigen enthalten. Ein häufiger Fehler ist hier auch eine nicht funktionierende Zielseite, was beispielsweise auf die Nicht-Verfügbarkeit eines bestimmtes Produktes hindeuten könnte. Die Behebung dieser Fehler setzt neue Potenziale frei und ermöglicht eine größere Reichweite. Die innerhalb der Fehlerbehebungen gegebenen Handlungsempfehlungen sind nahezu uneingeschränkt zur Umsetzung anzuraten, da sie bestehende Fehler im Konto aufdecken, die negativen Einfluss auf den Qualitätsfaktor des Kontos und damit auch auf dessen Performance haben.
Gebote und Budgets
Unter diesem Punkt werden Potentiale für eine bessere Ausspielung von Google Ads Anzeigen und Kampagnen gegeben. Beispielsweise empfiehlt Google hier bei einem zu niedrigen Gebot ein entsprechend höheres Gebot für das Erreichen einer besseren Position innerhalb der Google Suche. Falls die Gebote innerhalb des Google Ads-Kontos jedoch auf Anzeigengruppenebene vergeben werden, ist diesem Verbesserungsvorschlag mit Vorsicht zu begegnen. Die Empfehlung bezieht sich auf ein bestimmtes Keyword und durch Annahme der Empfehlung wird daher auch ein Gebot auf Keyword-Ebene gesetzt, während für andere vorhandene Keywords in der Anzeigengruppe weiterhin das Anzeigengruppen-Gebot gilt. Folglich kann die Übersichtlichkeit beim Gebotsmanagement im Konto beeinträchtigt werden.
Abb. 6: Empfehlungen: Gebote & Budgets – Smart Bidding Empfehlung
Weiterhin werden hier, wie in Abbildung 6 dargestellt, auch Empfehlungen für den Einsatz intelligenter Gebotsstrategien gegeben. Falls innerhalb des betreffenden Kontos ein CPC-Gebot ohne Auto-Optimierung Verwendung findet, wird dies innerhalb der Google Empfehlungen entsprechend angemerkt. Darüber hinaus werden hier auch weiterreichende, intelligente Gebotsstrategien wie die Conversion-Maximierung oder die Verwendung eines Ziel-CPAs für besonders performante Kampagnen empfohlen. An dieser Stelle ist es ratsam, die gegebenen Handlungsempfehlungen von Google vor der Umsetzung nochmal zu hinterfragen. In einzelnen Fällen empfiehlt Google hier beispielsweise die Verwendung eines Ziel-CPAs, obwohl die betreffende Kampagne in den letzten 30 Tagen noch nicht die hierfür empfohlene Anzahl an Conversions erreicht hat. Da die Lernphase für den Ziel-CPA oftmals mit Mehrausgaben verbunden ist, kann diese Handlungsempfehlung auf kurze Sicht ein angestrebtes KUR- oder CPO-Ziel in Gefahr bringen. Abgesehen von den genannten Einschränkungen bietet der Abschnitt Gebote & Budgets wichtige und effektive Ansatzpunkte für eine Optimierung der Performance. Nichtsdestotrotz sollte vor allem die Implementierung vorgeschlagener intelligenter Gebotsstrategien vor der Umsetzung noch einmal geprüft werden.
Keywords und Ausrichtung
In diesem Abschnitt werden basierend auf dem Suchanfragenbericht und der vorgenommenen Ausrichtung der Kampagnen Vorschläge für die Erweiterung durch Keywords und andere Ausrichtungskriterien gegeben. Wenn es sich um ein schon länger bestehendes Google Ads-Konto handelt, können hier mithilfe der Empfehlungen effizient Keywords identifiziert und entfernt werden, die schon seit längerer Zeit zu keiner Anzeigenausspielung geführt haben. Ähnliches gilt hier auch für die Optimierung der Ausrichtung, insbesondere für das Remarketing über Zielgruppen. Hier werden in der Regel sinnvolle Zielgruppen vorgeschlagen um aussagekräftigere Listen erhalten zu können.
Abb. 7: Empfehlungsbeispiele aus der Kategorie Keywords & Ausrichtung
Anzeigen & Erweiterungen
In diesem Abschnitt der Empfehlungen liegt, was den Optimierungsfaktor betrifft, das meist größte Potential. Hier finden sich, wie bereits aus dem alten Google AdWords Interface bekannt, die abgelehnten Anzeigen, welche für eine erneute Ausspielung angepasst werden müssen. Gewöhnlich findet man hier auch die Empfehlung zur Verwendung neuer Anzeigenformate, wie etwa der aktuellen Responsive Suchnetzwerk-Anzeigen (RSA). Um den Qualitätsfaktor zu steigern wird hier auch die Ergänzung durch weitere Anzeigen empfohlen. Gleichermaßen wird hier auf fehlende Anzeigenerweiterungen hingewiesen. Gerade im Anbetracht der Vielfalt der innerhalb von Google Ads gegebenen Anzeigenerweiterungen, stellt dies einen klaren Mehrwert, da hier durch wenige Klicks Kampagnen effizient vervollständigt werden können. Die Empfehlungen für Anzeigen und Erweiterungen sind besonders hilfreich zur effizienten Anzeigenpassung und decken vor allem nicht ausgeschöpfte Potentiale auf.
Fazit
Zusammenfassend stellen die Empfehlungen innerhalb des Google Ads Interface einen klaren Mehrwert für geübte Anwender von Google Ads dar. Allein durch die Befolgung der Empfehlungen lässt sich zwar kein Google Ads-Konto erfolgreich führen, doch trotzdem hilft diese Funktion effektiv dabei, Kostenfresser, Fehler im Konto oder auch neue Potentiale innerhalb der Kampagnen zu identifizieren. Nichtsdestotrotz sollten die gegebenen Handlungsempfehlungen nicht einfach per Klick umgesetzt werden, sondern vielmehr sollte die betreffende Kampagne hinsichtlich ihrer Performance vorher überprüft werden. Die Empfehlungen zielen für gewöhnlich auf eine Reichweitenerhöhung und nicht auf die individuellen Zielstellung des Werbetreibenden ab. Die Empfehlungen leisten einen Beitrag zur Performance-Steigerung, können jedoch ebenso den CPO oder die Kosten-Umsatz-Relation negativ beeinflussen. Da sich innerhalb der Suchmaschinenwerbung bei Google die Dinge schnell verändern und Google Ads Kampagnen generell saisonalen Veränderungen und anderen Einflüssen ausgesetzt sind, stellen die Empfehlungen innerhalb von Google Ads für Anwender nicht nur einen einmaligen Mehrwert, sondern auch im Zeitverlauf immer wieder eine gute Hilfestellung für fortlaufende Optimierungen und Anpassungen dar.